Wie schreibe ich meine Abschlussarbeit?
(Vor)wissenschaftliche Arbeiten folgen im Regelfall einer unkomplizierten Gestaltung. Es geht darum, zu zeigen, dass man in der Lage ist, sich mit einem Thema wissenschaftlich auseinanderzusetzen, d.h. seine Argumente abzuwiegen und mit entsprechenden Dokumenten zu unterstützen. Es geht nicht darum, mit möglichst exotischen Fachausdrücken und Wortkreationen die Leserin oder den Leser zu beindrucken bzw. zu verwirren, sondern darum eine Fragestellung unter Verwendung von Fachvokabular entsprechend verständlich aufzubereiten. Mitunter kommt man manchmal zu der Erkenntnis, dass das Ergebnis nicht ganz so ausgefallen ist, wie man es sich ursprünglich erwartet hatte oder gar ausgeblieben ist. Aber auch das ist letztendlich ein Ergebnis, und nicht als persönliche Niederlage, die es in der Arbeit zu beschönigen gilt, zu sehen.
Üblicherweise werden wissenschaftliche Arbeiten so geschrieben, dass unpersönliche Fürwörter und Passivformen zum Einsatz kommen. Das schließt aber nicht aus, dass in Einzelfällen persönliche Fürwörter einfließen können.
Solltest du keine Vorlage oder Vorgabe von deiner Schule/Universität/Ausbildungsinstitution haben, so umfasst der Aufbau einer Abschlussarbeit zumeist die nachfolgend angeführten Punkte. Je nach Umfang der Arbeit sind aber nicht alle Punkte zwingend erforderlich. Details zu einzelnen Themen kannst du im Anschluss an die Aufzählung finden.
- Sperrvermerk
- Titelblatt
- Kurzfassung (Abstract) in Deutsch (Englisch) als übersichtliche Zusammenfassung mit den wichtigsten Schlüsselwörtern.
- Inhaltsverzeichnis – Bei umfangreicheren Arbeiten ist auch ein Abbildungs- und Tabellenverzeichnis angebracht, außer es gibt weniger als 3 Einträge.
- Abkürzungsverzeichnis
- Widmung bzw. Vorwort bei umfangreichen Arbeiten
- Einleitung
- Material und Methoden, die zur Bearbeitung des Forschungsthemas eingesetzt werden.
- Darstellung der Ergebnisse
- Diskussion der Ergebnisse im Zusammenhang mit anderen Publikationen zu dem Thema (Dies muss kein eigenes Kapitel sein, sondern kann auch bereits im Zuge der Darstellung der Ergebnisse erfolgen).
- Zusammenfassung mit entsprechender Schlussfolgerung bzw. einem Ausblick oder einer Empfehlung
- Danksagung – Sie ist vor allem dann angebracht, wenn die Arbeit von einer Stelle finanziell oder materiell unterstützt worden ist.
- Literaturverzeichnis
- Anhänge bzw. Anlagen mit entsprechendem Verzeichnis am Beginn
- Lebenslauf (bei umfangreicheren Arbeiten wie Dissertationen)
Eidesstattliche Erklärung
Die eidesstattliche Erklärung fügst du auf einer eigenen Seite direkt nach dem Titelblatt oder als letzte Seite ein. Üblicherweise ist sie kein eigenständiger Punkt im Inhaltsverzeichnis, sie wird daher nicht explizit darin angeführt. Mit ihr soll dem Plagiarismus und dem Einsatz von Ghostwritern ein Riegel vorgeschoben werden.
Sollte deiner Ausbildungsinstitution ein Verstoß gegen die Angaben in der eidesstattlichen Erklärung bekannt werden, dann hat dies zur Folge, dass die in der Prüfungsordnung festgelegten Sanktionen schlagend werden. Für die Betroffene oder den Betroffenen ist damit zumeist ein unmittelbares nicht Bestehen der Arbeit verbunden. Außerdem kann eine sofortige Exmatrikulation erfolgen.
Die Inanspruchnahme einer Betreuung mit Tipps und Verbesserungsvorschlägen zur Arbeit ist, naturgemäß, nicht als Verstoß gegen den Punkt der selbstständigen Verfassung der Arbeit in der eidesstattlichen Erklärung zu sehen, solange du die Arbeit mit eigenen Worten erstellst. Ebenso kannst du auch Lektoratsdienstleistungen in Anspruch nehmen, wenn du in schriftlichen Dingen nicht so ganz sattelfest bist, ohne mit Sanktionen rechnen zu müssen.
Ein Musterbeispiel für eine eidesstattliche Erklärung findest du unten angeführt.
Eidesstattliche Erklärung
Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst habe. Alle Informationen, die anderen Dokumenten wörtlich oder sinngemäß entnommen wurden, sind entsprechend kenntlich gemacht worden. Ferner wurden von mir keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt. Die gegenständliche Arbeit war in gleicher oder ähnlicher Fassung noch nicht Bestandteil einer Studien- oder Prüfungsleistung.
Unterschrift der Verfasserin bzw. des Verfassers
Auf Englisch kann der Text etwa so lauten:
Statutory declaration
I hereby declare that I have completed independently the present thesis. All information that has been taken, either verbatim or in spirit, from other documents has been acknowledged as references. Furthermore, I used no other sources or aids than the specified ones. The current work has not been submitted, either in the same or in a similar versions, to another examination board.
Signature of the author
Sperrvermerk
Schreibst du deine wissenschaftliche Arbeit in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen, dann kann es sein, dass das betroffene Unternehmen verlangt, dass die Ergebnisse erst nach Ablauf einer bestimmten Zeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden dürfen. Diese Zeit nennt man Sperrfrist. Sie kann im Regelfall 3 bis 5 Jahre umfassen, wobei der genaue Zeitrahmen bei der jeweiligen Ausbildungsinstitution zu erfragen ist. Einen entsprechenden Sperrvermerk musst du dann auch in deiner Arbeit anbringen.
Vor Ablauf der Sperrfrist darf selbst die Autorin bzw. der Autor keine Informationen ohne ausdrückliche Genehmigung durch das Unternehmen preisgeben. Dies wird meist in eigenen Geheimhaltungsverträgen festgelegt.
Ein Musterbeispiel für einen Sperrvermerk findest du unten angeführt. Du kannst den Text natürlich für deine Arbeit entsprechend anpassen.
Sperrvermerk
Diese Bachelorarbeit/Diplomarbeit/Masterthese/Dissertation/Habilitation wurde unter Verwendung von vertraulichen Daten sowie internen Informationen des Unternehmens ……………….. erstellt. Mit Ausnahme der Gutachterinnen bzw. Gutachter und befugten Mitgliedern des Prüfungsausschusses dürfen Dritte ohne ausdrückliche Zustimmung des Unternehmens und der Verfasserin/des Verfassers bis zum Ablauf der Sperrfrist mit ……………. keine Einsicht in die vorliegende Arbeit nehmen. Eine Vervielfältigung und Veröffentlichung der Arbeit ohne ausdrückliche Genehmigung ist während dieser Zeit nicht gestattet, dies gilt auch für Auszüge aus dieser Arbeit.
Solltest du eine englische Fassung davon für deine Arbeit benötigen, dann kannst du dich an diese Vorlage halten:
Non-disclosure notice
This bachelor thesis / diploma thesis / master thesis / doctoral thesis / postdoctoral thesis has been completed using confidential data and internal information of the company ……………….. . With the exception of the thesis supervisors and members of the examination board third parties may not get any access to this work without the express permission of the company and the author until the expiration of the vesting period by ……………… . Duplication and publication of the current thesis without permission is not allowed during this time, this applies to excerpts from this work too.
Titelblatt
Das Titelblatt soll alle relevanten Fakten zur Arbeit übersichtlich auf einer A4-Seite wiedergeben.
Welche Institution ist für die Arbeit zuständig?
Welches Thema wurde bearbeitet? (Titel der Arbeit)
Um was für eine Arbeit (Bachelorarbeit, Diplomarbeit, …) handelt es sich?
Wer ist die Verfasserin / der Verfasser der Arbeit?
Von wem wurde die Arbeit betreut oder begutachtet?
Welcher Abteilung oder welchem Studium ist die Arbeit zuzurechnen?
Wann und wo wurde die Arbeit verfasst oder abgegeben?
Hier findest du ein Beispiel zum Inhalt eines Titelblattes (englische Version).
Einleitung
Wie sich leicht aus dem Begriff Einleitung ableiten lässt, geht es darum, die Leserin oder den Leser an das Thema heranzuführen. Die Person, die die Einleitung liest, soll eine Information darüber bekommen, welche Themen bzw. Fragen in der Abschlussarbeit behandelt werden und welche Methoden dazu verwendet werden. Wichtig ist, die entsprechenden Stich- und Schlüsselworte in den Text einzubauen, da sich der Leser dann ein passendes Bild deiner Arbeit machen kann. Er entscheidet danach, ob sich ein Weiterlesen für ihn lohnt oder ob er seinen erwarteten Informationsgewinn doch eher wo anders suchen sollte.
Du kannst die Einleitung mit einem (aktuellen) Beispiel aus den Medien anfangen und daraus deine Motivation für die Wahl des Themas ableiten. Es steht dir aber auch frei mit einer allgemeinen Definition oder einem knappen historischen Überblick oder einer kurzen Geschichte zum Thema zu beginnen. Wichtig ist, im Auge zu behalten, dass du noch nicht zu sehr ins Detail gehst, denn eine ausführliche Betrachtung verschiedener Punkte deiner Forschungsfrage gehört in den Hauptteil der Arbeit. Außerdem solltest du, wie bei einem Krimi, darauf bedacht sein, das Interesse deiner Leserin aufrechtzuerhalten: Schreibe daher nicht schon in die Einleitung, zu welchen Schlussfolgerungen du gekommen bist, das ist Teil der Zusammenfassung am Ende deiner Arbeit.
Ob du mit der Einleitung zu schreiben beginnst oder lieber mit einem anderen Teil deiner Arbeit anfangen willst, hängt ganz von deinen Vorlieben beim Erstellen von Texten ab. Manche Personen verfassen die Einleitung erst, nachdem sie alles andere erledigt haben, andere wiederum benötigen die Einleitung, um sich selbst auf den gezielten Einstieg in das Thema vorzubereiten und manche Leute schreiben die Einleitung einfach zwischendurch, wenn sie gerade in der Stimmung dazu sind.
Egal, welche Reihenfolge du beim Verfassen deiner Arbeit bevorzugst, Du solltest in jedem Fall bereits deine Forschungsfrage(n) vor Augen haben, damit du beim Thema bleibst.
Grundsätzlich enthält die Einleitung die Punkte:
- Heranführen an das Thema (Motivation, Aktualität, …)
- Erläutern der Ausgangslage/Problemstellung anhand von passender (Fach)Literatur
- Daraus abgeleitete Forschungsfrage(n) oder Arbeitshypothese(n)
- Beschreibung des/der Ziel(e)
Da offenbar mittlerweile viele Institutionen davon ausgehen, dass der Leser nicht in der Lage ist, sich selber ein Bild über die Arbeit zu verschaffen, wird eine Beschreibung des Aufbaus der Arbeit am Ende des Abschnitts „Einleitung“ erwartet. Ebenso wird am Beginn jedes Kapitels eine Übersicht mit einer Angabe zum Inhalt verlangt.
Material und Methode
Bei einer eher experimentell angelegten Arbeit beschreibst du in diesem Kapitel oder Abschnitt, welche Materialien du verwendet hast. Du erklärst beispielsweise woher deine Materialproben stammen und worum es sich dabei handelt. Wenn dein Probenmaterial bereits vor deiner Bearbeitung einer Zustandsänderung oder Behandlung unterzogen worden ist, dann solltest du das hier erwähnen.
Der Abschnitt Methode umfasst einige Möglichkeiten – je nachdem, was für eine Arbeit du dir ausgesucht hast. Wenn du eher eine theoretische Arbeit hast, dann bist du in erster Linie auf facheinschlägige Literatur angewiesen. Du wirst daher deine Literatursuche mit den verwendeten Begriffen und Datenbanken beschreiben. Ebenso solltest du erwähnen, was deine Ein- bzw. Ausschlusskriterien bei der Suche waren.